Der Morsbach und seine Nebenbäche versorgten jahrhundertelang zahlreiche Metall verarbeitende Betriebe im Bergischen Land mit Energie. Das heutige Erscheinungsbild der Gewässer ist noch stark von dieser intensiven Nutzung geprägt. Viele Abschnitte weisen nicht gewässertypenspezifische Querprofile sowie gestreckte Verläufe auf. Vielfach ist die Ausuferungsmöglichkeit zur natürlichen Aue verlorengegangen.
Parallel und im Einklang mit den Zielen und Maßnahmen des KNEF sollten Vorschläge entwickelt und geprüft werden, wie das Retentionspotential der Gewässer verbessert werden kann. Ein weiterer zu untersuchender Aspekt war, inwieweit sich unerwünschte Sedimentationsprozesse (Sohlverschlammung) durch eine sinnvolle Profilgestaltung verhindern lassen.
Hochwasserschutz (Stichwort „EG- HWRM-RL“) und Verbesserung der Gewässerökologie (Stichwort „EG-WRRL“) sind zwei Seiten einer Medaille. Ziel des Projekts war es, aus dem Spektrum der möglichen Maßnahmen diejenigen herauszufilten, zu bewerten und zu priorisieren, die diesbezüglich einen hohen Synergieeffekt aufweisen. Das KNEF wurde dadurch zu einem „KNEF++“. Dazu erfolgte eine Bewertung der KNEF-Maßnahmen unter folgenden Aspekten:
Während das Büro Koenzen die gewässerökologischen Aspekte des Projekts bearbeitete, kamen unsere Expertise und unsere Modelltechnik für die hydraulisch/hydrologischen Untersuchungen zum Tragen.
Für die im Einzugsgebiet vorkommenden Fließgewässertypen entwickelte das Büro Koenzen mehrere leitbildgerechte Profilquerschnitte. Mit dem 1D-Wasserspiegellagenprogramm Jabron führten wir eine Sensitivitätsanalyse bzgl. der Wassertiefe, der mittleren Fließgeschwindigkeiten und der Schubspannung unter Variation der Parameter Gefälle und Abfluss durch. Dadurch wurde erkennbar, inwieweit eine leitbildgerechte Profilgestaltung zu einer Verbesserung der Abflussverhältnisse führt.
Welche Flächen stehen überhaupt für den Hochwasserrückhalt zur Verfügung? Diese grundlegende Frage beantworteten wir mithilfe einer Analyse mit 1D- und 2D-Verfahren ergänzt durch GIS-Bearbeitungen. Ergebnis war ein Kataster, das 56 potenzielle Retentionsflächen enthielt.
Eine anschließende Erstbewertung anhand von geografischen, ökologischen und wasserwirtschaftlichen Kriterien zielte darauf ab, eine frühzeitige Verknüpfung der Retentionsmaßnahmen mit den Maßnahmen des KNEF zu gewährleisten und bei den weiteren Untersuchungen die möglichen WIN-WIN-Effekte zu ermitteln.
Aus 17 als geeignet herausgefilterten Retentionsflächen und 13 im KNEF positiv bewerten Gewässerabschnitten wurden 14 Schwerpunktbereiche gebildet. Die Wirkungsanalyse umfasste folgende Aspekte:
Durch hydraulische und hydrologische Modellsimulationen konnten die Veränderungen im Vergleich zum derzeitigen Zustand ermittelt und bewertet werden. Ergänzend wurden für die Schwerpunktbereiche die Verfügbarkeit bzw. der Erwerb von Grundstücken erhoben sowie die Umsetzbarkeit (Restriktionen) und die Kosten von möglichen Abgrabungen ermittelt.
Die Ergebnisse aller Analysen zu den Schwerpunktbereichen wurden in einer Matrix zusammengefasst und bewertet. Zwei der Schwerpunktbereiche erhielten die Bewertung („++“). Hier lassen sich erhebliche Verbesserungen erreichen. Eine geringe Verbesserung („+“) sind an fünf weiteren untersuchten Bereichen zu erwarten. Bei 4 Schwerpunktbereichen konnte nur eine vernachlässigbare bzw. keine Wirkung („o“) festgestellt werden. Drei Schwerpunktbereiche wiesen sogar eine ungünstige Maßnahmenwirkung („-“) auf.
Zur Veranschaulichung des Ergebnisses wurde für jeden Schwerpunktbereich ein Steckbrief entwickelt, der seine Kenndaten, die potenziellen Maßnahmen, die Analyseergebnisse und die abschließende Bewertung enthält.
Auf dieser Grundlage kann der Wupperverband eine Priorisierung der kurz- und mittelfristig durchführbaren Maßnahmen des KNEF unter Berücksichtigung von hydraulischen und hydrologischen Aspekten vornehmen.
Dipl.-Ing. Fritz Hatzfeld, Dipl.-Ing. Dirk Sobolewski