Im Auftrag des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) hat Hydrotec 2023 den Entwurf des „Masterplans Wurm“ erarbeitet. Das Projekt mit dem Ziel, neue Maßnahmen zum Hochwasserschutz entlang der Wurm gemeinsam zu entwickeln, wurde im Rahmen des INTERREG-Projekts „EMfloodResilience“ gefördert.
Das Hochwasser im Juli 2021, verursacht durch das Tiefdruckgebiet Bernd, hat deutlich gemacht, wie verletzlich das Einzugsgebiet der Wurm gegenüber extremen Wetterereignissen ist. Mehrere Städte entlang des Flusses waren massiv betroffen. Dass dieses Ereignis statistisch gesehen seltener als das 100-jährliche Hochwasserereignis eingestuft wird und ca. dem Szenario HQ100_Klima entspricht, unterstreicht die Dringlichkeit von nachhaltig ausgerichtetem Hochwasserschutz.
Der Masterplan Wurm setzt hier an, indem er nicht nur kurzfristige Lösungen bietet, sondern auf ein umfassendes Entwurfskonzept abzielt, das das gesamte Einzugsgebiet betrachtet und neben den aktuellen Gegebenheiten auch die zukünftigen klimatischen Veränderungen berücksichtigt.
Der „Masterplan Wurm“ basiert auf in Workshops erarbeiteten Maßnahmenideen, deren Wirksamkeit mittels detaillierter 2D-hydraulischer Berechnungen untersucht wurde. Hierfür wurden drei 2D-Modelle genutzt, die den Ober-, Mittel- und Unterlauf der Wurm abbilden. Sie umfassen eine Gesamtfläche von 54,1 km² mit einer Gewässerlänge von knapp 51 km. Die Wassertiefen und Überschwemmungsflächen wurden für verschiedene Hochwasserszenarien simuliert – darunter das HQ10 (zehnjährliches Hochwasser), HQ100 (hundertjährliches Hochwasser), das HQ100_Klima, das die klimatischen Entwicklungen berücksichtigt, bis hin zu extremeren Szenarien wie z. B. dem HQextrem, welches einem tausendjährlichen Hochwasserereignis entspricht.
Eine wichtige Rolle spielte die Schadenspotenzialanalyse, die mithilfe des BEAM-Verfahrens auf Basis der „Basic European Assets Map“ durchgeführt wurde. Dieses Verfahren ermöglicht die Berechnung von potenziellen Schäden an Gebäuden, Infrastrukturen und Flächennutzungen im Überflutungsgebiet, basierend auf der jeweiligen Wassertiefe. Für besonders hochwassersensible Bereiche wie Industriezonen, Wohngebiete oder kritische Infrastrukturen wurden zusätzliche Spezifizierungen vorgenommen, um die Ergebnisse zu präzisieren.
In enger Abstimmung mit den betroffenen Kommunen wurden Möglichkeiten entwickelt und überprüft, mit denen die Überflutungsgefahr speziell an der Wurm verringert werden kann. Unter anderem wurden Linienschutzmaßnahmen wie Deiche und Mauern, Gewässerrenaturierungen, Hochwasserrückhaltebecken sowie weitere lokale bauliche Schutzmaßnahmen (z. B. Notwasserwege oder die Entschärfung von Engstellen) vorgeschlagen bzw. soweit bereits bekannt berücksichtigt. In Workshops mit den Städten und Gemeinden wurden die Vorschläge diskutiert und abgestimmt und anschließend in den Simulationsmodellen auf ihre Wirksamkeit hin überprüft.
Die Ergebnisse der Simulationen wurden in Hochwasserkarten visualisiert, um darzustellen, wie sich die verschiedenen Maßnahmen auf die Überflutungsflächen und -tiefen auswirken und um die wirksamsten Kombinationen herauszufiltern.
Ein zentraler Bestandteil des Masterplans ist die Nutzen-Kosten-Analyse, die wirtschaftliche und sozioökonomische Faktoren berücksichtigt. Dazu wurden die zu erwartenden Schäden durch Hochwasser den Investitionskosten für den Hochwasserschutz gegenübergestellt. Durch diese Analyse konnten effektive Maßnahmen hervorgehoben werden, die langfristig zu einer signifikanten Reduzierung von Hochwasserschäden führen und gleichzeitig ein optimales Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweisen.
Besonders hoch sind die erwarteten Schäden in den Städten Geilenkirchen, Heinsberg und Übach-Palenberg, wo für ein Hochwasser der Jährlichkeit HQ100_Klima Schadenssummen von bis zu 13,8 bzw. 5,7 und 5,1 Millionen Euro berechnet wurden. Hier zeigt sich das große Potenzial des Projekts, diese Schäden künftig zu minimieren.
Mit dem „Masterplan Wurm“ legt der Wasserverband Eifel-Rur gemeinsam mit Hydrotec ein zukunftsweisendes Konzept vor, das auf modernen Modellierungsverfahren und detaillierten Analysen basiert. Die entwickelten und bewerteten Maßnahmen sind darauf ausgelegt, die Region langfristig resilienter gegenüber Hochwasserereignissen zu machen.
Dipl.-Ing. Dirk Sobolewski, M.A. Susanne Kurz