Schmutzfracht- und Wasserbilanzmodell Morsbach
18.06.2014Hydrothemen Nr. 27 / November 2014
01.11.2014Das Fischerei-Informationssystem FIS
Das Software-System FIS (Fischerei-Informations-System) wurde von Hydrotec für den Ruhrverband entwickelt, um die organisatorischen und finanziellen Aspekte der Hege und Aufzucht von Fischbeständen und den Vertrieb von Fischereierlaubnissen abzubilden und damit verbundene Arbeitsabläufe zu optimieren. Das bisher dort genutzte Datensystem wurde diesen Anforderungen nicht mehr gerecht. Nach einer sechsmonatigen Entwicklungsphase nimmt das FIS im Juni 2013 beim Fischereibetrieb des Ruhrverbands erstmalig den Betrieb auf.
Unsere Seen und Talsperren besitzen einen hohen Freizeit- und Erholungswert. Sie locken zahlreiche Angel- und Wassersportler an, die überall dort ihrem Hobby nachgehen, wo dies mit dem Schutz der Natur und des Trinkwassers zu vereinbaren ist. Das Fischereirecht ist gesetzlich mit dem Eigentum an einem Gewässer gekoppelt. Der Gewässereigner darf dieses Recht per Pachtvertrag oder Fischereierlaubnisvertrag an Dritte übertragen. Gleichzeitig ist er dazu verpflichtet, einen artenreichen heimischen Fischbestand zu erhalten und zu hegen. Die damit verbundenen Aktivitäten und die Entwicklung der Fischfauna sind gegenüber den Behörden nachzuweisen und zu dokumentieren. Das FIS unterstützt künftig den Fischereibetrieb des Ruhrverbands bei der fischbiologischen Bewirtschaftung der Talsperren.
Aktivitäten eines Fischereibetriebs
Der Ruhrverband besitzt mehrere große Talsperren, die unterschiedlichen wasserwirtschaftlichen Zwecken dienen. Als Angelreviere genießen sie bei Freizeitanglern weit über die Grenzen des Verbandsgebiets hinaus einen hervorragenden Ruf.
Der Fischereibetrieb des Verbands pflegt die Fischbestände und übernimmt die mit der Fischerei verbundenen Aufgaben wie
- Erhebungen und Meldungen zum Fischbestand
- Sicherung des Fischbestands durch Aufzucht und Besatz mit Jungfischen
- Ausübung der Fischereiaufsicht Zusätzlich verkauft er Fische und vertreibt Fischereierlaubnisverträge (FEV) und Motorbootplaketten.
Was zunächst übersichtlich klingt, stellt einen komplexen Arbeitsbereich dar, der mehrere Talsperren, einen Provisionsvertrieb mit über 40 Ausgabestellen und eine Vielzahl unterschiedlicher Tarife umfasst.
Der Fischereibetrieb muss dazu umfangreiche Informationen erheben und vorhalten sowie eine komplette Vertriebslogistik unterstützen.
Web-Anwendung mit Fach-Applikationen
Das FIS funktioniert als Web-Anwendung und kann an jedem beliebigen Standort genutzt werden. Es speichert alle Informationen in einer Datenbank, sodass sie sicher und frei von Redundanzen verfügbar sind. Das System sorgt für mehr innerbetriebliche Transparenz.
Das FIS unterteilt sich thematisch in die zwei Hauptbereiche „Fischerei-Biologie“ und „Fischerei-Vertrieb“. Der „Shop-Bereich“ bildet die Warenbestände und -bewegungen ab und kommuniziert mit dem SAP-System des Ruhrverbands zur Abwicklung der monetären Prozesse. Zusätzlich wird eine GIS-Anbindung den Anwendern die räumliche Zuordnung der Informationen ermöglichen.
Das FIS unterstützt die Bewirtschafter von Gewässern bei den folgenden Aufgaben:
- Verwaltung der Daten aus Befischungen und Fangmeldungen
- Planung und Dokumentation von Fischzucht und -besatz
- Erfassung und Dokumentation von fischereiaufsichtlichen Verstößen
- Direktverkauf von Speisefischen und Besatzfischen
- Provisionsverkauf von FEV und Motorbootplaketten
Zusätzlich fasst es die wichtigsten Informationen zu Kunden, Fischarten und den Gewässern zusammen. Dadurch steht dieses Wissen jederzeit aktuell zur Verfügung.
Zu jedem Bereich erzeugt das FIS Berichte, die zur Erfüllung von Nachweispflichten gegenüber Behörden dienen. Auch verbandsinterne Berichte und Auswertungen aus Tabellen und Grafiken lassen sich mithilfe eines Report-Designers gestalten.
Mit drei Klicks zum Ziel
Das System und seine Oberfläche wurden in enger Abstimmung mit den Beteiligten beim Ruhrverband entwickelt. Um alle benötigten Funktionalitäten zu berücksichtigen, erarbeiteten die Projektbeteiligten zunächst ein Feinkonzept, das ca. 230 Anforderungen genau beschreibt. Aus diesem Feinkonzept erstellte Hydrotec ein umfassendes Datenmodell.
Die Benutzeroberfläche basiert auf einer Rich Internet Application (RIA) mit einem hohen Bedienkomfort. Sie ist so konzipiert, dass die Anwender die gesuchte Seite meist mit nur drei Maus-Klicks erreichen können. Für jeden der oben beschriebenen Aufgabenbereiche lässt sich eine Applikation öffnen. Darin gelangt der Nutzer zu Datenblättern oder Eingabeformularen, mit denen sich die anstehenden Arbeitsschritte erledigen lassen oder Daten eingetragen bzw. Informationen abgerufen werden.
Eine Nutzerverwaltung sorgt dafür, dass Mitarbeiter nur die für sie relevanten Applikationen sehen. So bleibt die FIS-Oberfläche für jeden übersichtlich und leicht bedienbar. Um möglichst fehlerfreie Dateneinträge zu erhalten, besitzen die Eingabefelder eine Plausibilitätskontrolle. Wenn z. B. durch einen Kommafehler aus einer 20 cm langen Forelle ein Fisch von 2 m Länge wird, bemerkt das FIS den Fehler und gibt dem Anwender einen entsprechenden Hinweis.
Die integrierte GIS-Anbindung verbessert die räumliche Orientierung der Anwender, indem sie die Fangplätze in der Karte darstellen können.
Schnittstellen und Werkzeuge
Das System wurde als Web-Anwendung realisiert. Eine Mehr-Schichten-Architektur trennt die Datenhaltung, die Geschäftslogik und die Oberfläche voneinander.
Die Datenhaltungs-Schicht des FIS nutzt Oracle als bewährtes und zu-verlässiges Datenbank-Management- System.
Für die Geschäftslogik-Schicht setzten wir Programmierwerkzeuge ein wie Spring, Spring MVC, REST und Hibernate. Diese Schicht kennt die Beziehungen der einzelnen Objekte, achtet auf die Einhaltung der „Geschäftsregeln“ und setzt die Anwenderrechte um. Die REST-Schnittstelle sorgt dafür, dass die Daten auch in andere Web-Anwendungen eingebunden werden können.
Die Präsentations-Schicht bildet die Schnittstelle zum Anwender. Sie wurde als Rich Internet Application (RIA) mit dem Javascriptframework Dojo und dgrid erzeugt. Die Fachmodule funktionieren als sogenannte Single-Page-Applikationen und sind dadurch je nach Bedarf kombinierbar und erweiterbar.
Das System erzeugt Berichte und Auswertungen mithilfe des Open-Source-Systems BIRT (Business Intelligence and Reporting Tools). BIRT ist sehr flexibel, sodass Vorlagen leicht angepasst werden können, wenn sich Anforderungen ändern.
Da die Vertriebsaktivitäten die Abteilung Finanzen des Ruhrverbands berühren, erhielt das FIS eine Schnittstelle zu dem Buchungssystem SAP. Es kommuniziert mit dem SAP-System des Ruhrverbands und stellt sicher, dass alle monetären Vorgänge reibungslos automatisiert ablaufen.
Dipl.-Geo.-Ökol. Werner Müller