Die Hochwasser in Süddeutschland vom Sommer 2005 machten deutlich, dass die Pegelschlüsselkurven im Extrembereich nur unzureichend durch Messwerte belegt waren. Deshalb überprüft das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) landesweit Pegelschlüsselkurven durch hydraulische 2D-Modellierung.
Eine Simulation der Gewässerabschnitte im Pegelbereich ermöglicht es, Hochwasserabflüsse und die damit verbundenen Wasserstände zuverlässig zu berechnen. So lässt sich eine WQ-Beziehung ermitteln, die auch in den Extrembereichen belastbare Werte liefert. Hydrotec nahm seit 2005 mehrmals erfolgreich an den Ausschreibungen des LfU teil. Insgesamt erhielten wir den Auftrag zur hydraulischen Überprüfung von 55 Pegeln mit dem 2D-Modell HYDRO_AS-2D.
Wasserstandsdaten und die daraus abgeleiteten Abflüsse spielen eine elementare Rolle bei der Bewirtschaftung von Fließgewässern. Sie sind die maßgebliche Größe für die Bemessung von Bauwerken, die Festlegung von Überschwemmungsgebieten sowie für die Hochwasservorhersage. Messwerte liegen meist nur für niedrige Wasserstände, d. h. kleine Abflusswerte vor. Relevant für die genannten Aufgaben sind aber hohe Abflüsse, für die Messungen oft keine belastbaren Daten mehr liefern.
Die Simulation von Hochwasserabflüssen im Bereich von Messpegeln kann diese Informationslücke schließen. Ein 2D-Modell erfasst detailliert die topografischen Bedingungen des Gewässers und seiner Vorländer. Es ist in der Lage, die Fließvorgänge und den sich einstellenden Wasserstand genau zu berechnen.
Als Grundlage für die Berechnungsnetze für den Flussschlauch dienen terrestrische Vermessungsdaten. Zur Modellierung der Vorländer werden Laserscan-Daten ausgewertet. An einigen Pegeln wurden bereits aufgestellte 2D-Modelle für die Untersuchung genutzt. Diese Berechnungsnetze waren zu überprüfen, zu aktualisieren oder zu optimieren. Dadurch wurde sichergestellt, dass die verwendeten Netze für alle untersuchten Pegel den hohen Qualitätsanforderungen genügen.
Als Hauptkriterien gelten:
Die simulierten Abflussganglinien werden anhand von abgesicherten Abflussmessungen kalibriert und der aktuell gültigen Abflusskurve gegenübergestellt. Ergänzend klärt eine Sensitivitätsanalyse, ob und in welchem Maße die Rauheiten von Gewässersohle und Vorland die Schlüsselkurve beeinflussen. Bei hohen Abflüssen kann das Gewässer ausufern oder den Pegel umströmen. Hier war zu differenzieren, inwieweit Abfluss und Pegelstand kontinuierlich interagieren oder ob es zu einer Entkopplung von Wasserstands- und Abflussanstieg kommt.
Die Ergebnisse wurden in Form von Diagrammen und Karten für jeden Pegel aufbereitet. Die bayerischen Wasserwirtschaftsämter können auf dieser Basis die Abflusskurven insbesondere für den Hochwasserbereich durch gesicherte Werte ergänzen.
Weitere Informationen: Internetseite des LfU zur Überprüfung von Abflusskurven an Pegeln im Extrembereich
Dr. -Ing. Alpaslan Yörük, Dr.-Ing. Hartmut Sacher