In dem Projekt „WWI Gewässerunterhaltung“ setzen wir im Auftrag des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands (BRW) das Konzept der „Smart Client“ um. Das Fachmodul Gewässerunterhaltung lässt sich damit als eigenständige Anwendung leicht in die bestehende Software-Umgebung integrieren. Es bietet attraktive Funktionen und Werkzeuge für alle Mitarbeiter, die mit der Gewässerunterhaltung betraut sind.
Die Unterhaltung seiner Gewässer mit ca. 1000 km Fließlänge ist eine der wesentlichen Aufgaben des BRW. Seine Mitarbeiter nutzen Daten und Funktionen des WWI sowie eine auf dem WWI-Datenbestand aufsetzende ACCESS-Applikation, um Tätigkeiten der Gewässerunterhaltung zu planen, zu koordinieren und zu organisieren. Technische und organisatorische Anforderungen machten es notwendig, diese beiden Module zusammenzuführen.
Hydrotec hat die WWI-Anwendung „Gewässerunterhaltung“ in der neuen Smart-Client-Systemarchitektur entwickelt. In enger Zusammenarbeit mit dem BRW wurden dabei bestehende Workflows integriert und um neue Funktionalitäten erweitert. Wasser- und Bodenverbände, Kreise oder Kommunen können das Modul zur Planung, Organisation und Dokumentation von Unterhaltungstätigkeiten nutzen.
Spezielle Aufgabenbereiche erfordern spezialisierte Anwendungen. Die Anwender und Anwenderinnen sollen sich nicht mit einer Vielzahl von Optionen und Möglichkeiten beschäftigen müssen, sondern genau die Werkzeuge zur Verfügung haben, die sie für die Bearbeitung der anstehenden Aufgabe benötigen.
Deswegen hat Hydrotec für das WWI Smart-Clients (eigenständige Anwendungen) entwickelt, die einen bestimmten fachlichen Aspekt vollständig abbilden. Ihre Oberfläche zeigt nur die relevanten Objekte und Tätigkeiten des jeweiligen Arbeitsbereichs (z. B. Gewässerunterhaltung). Gleichzeitig können sie auf alle Daten des WWI zugreifen und legen ihre Daten in der Datenbank des WWI ab.
Dies ermöglicht einen einfachen und angepassten Aufbau der Anwendung, in der sich der Fachbenutzer schnell orientieren kann.
Unterhaltungsabschnitte an Gewässern lassen sich nach verschiedenen Kriterien wie der Art der durchzuführenden Arbeiten oder den örtlichen Gegebenheiten festlegen. Die Anwender und Anwenderinnen legen Gewässerabschnitte interaktiv in der Kartenansicht fest oder tragen die Kilometrierung in der Detaildatenansicht ein.
Für jeden Unterhaltungsabschnitt werden Informationen wie die Art, der Umfang und der Aufwand der durchzuführenden Tätigkeiten oder die Kostenstelle erfasst. Dabei stellt das WWI sicher, dass die zugehörigen Geometrien korrekt erzeugt werden. Bei Bedarf passt es benachbarte Geometrien an und berechnet eigenständig die Längen der Unterhaltungsabschnitte.
Zur Unterstützung täglicher Arbeitsschritte können die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Listen mit Unterhaltungsabschnitten erstellen, sie nach verschiedenen Kriterien filtern und sortieren und schließlich exportieren oder ausdrucken.
Der Pflege- und Unterhaltungsplan ist mit Behörden abzustimmen und dient als internes Planungsinstrument. Das komplette Dokument lässt sich einfach und schnell mit dem GWU-Modul erstellen. Auch Ausschnitte daraus für einzelne Gemeinden oder einzelne Gewässer lassen sich leicht erzeugen.
Sollen Unterhaltungsarbeiten extern vergeben oder intern beauftragt werden, unterstützt das GWU-Modul die Kommunikation zwischen planenden und ausführenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die erforderlichen Arbeitsanweisungen werden auf Knopfdruck aus dem GWU-Modul erzeugt. Für wiederkehrende Tätigkeiten können die Anwender und Anwenderinnen ausgewählte Gewässer, die Grundlage einer Arbeitsanweisung sind, in Selektionsgruppen speichern und im System hinterlegen.
In jeder Arbeitsanweisung sind die relevanten Unterhaltungsabschnitte in Übersichts- und Detailkarten farblich hervorgehoben und mit den durchzuführenden Arbeiten tabellarisch aufgelistet. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort wissen so genau, wo sie welche Arbeiten zu erledigen haben.
Die GWU-Fachleute können Kriterien definieren, um bestimmte Abschnitte wie z. B. Durchlässe mit geringem Querschnitt oder Verrohrungen automatisch von der Bearbeitung auszuschließen. Die Arbeitsanweisungen bilanzieren die Abschnittslängen unter automatischer Einbeziehung dieser nicht bearbeitbaren Bereiche. Auf dieser Basis lassen sich Statistiken, Arbeitsberichte und Abrechnungen erzeugen.
Für bestimmte Bauwerke ist eine regelmäßige oder anlassbezogene Kontrolle notwendig. Im WWI-Modul „Bauwerke am Gewässer“ sind diese normalerweise bereits erfasst. Über frei definierbare Filterkriterien können weitere Bauwerke als „kontrollrelevant“ eingestuft werden. Beispiele sind Rechenbauwerke, die nach einem Starkregenereignis gereinigt oder Durchlässe, die regelmäßig gespült werden müssen.
Im WWI-GWU-Smart-Client können diese Bauwerke mit den kontrollrelevanten Attributen versehen und für Rechen- und Spültouren zusammengestellt werden.
Die ausführenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten aus dem WWI gezielte Informationen z. B. über die erforderlichen Schlauchlängen für Spülungen oder die verfügbaren Spülwagentypen. Zusätzlich können Tourenblätter mit Fotos und weiteren Informationen ausgedruckt werden, damit die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ergänzend zu einer Routenführung (POI) die Objekte vor Ort eindeutig identifizieren und sicher mit Fahrzeugen erreichen können.
Weiterhin sieht der Arbeitsprozess für die kontrollrelevanten Bauwerke die Option vor, dass neue Arbeits und Unterhaltungstätigkeiten entstehen bzw. ausgelöst werden.
Beim BRW wird der neu entwickelte WWI-GWU-Client und seine Funktionalitäten bei der täglichen Organisation und Dokumentation der Gewässerunterhaltung eingesetzt. In den zurückliegenden 15 Jahren wurden die EDV-Strukturen entwickelt und der Workflow mit starkem Praxisbezug fortgeschrieben. Mit dem nun umgesetzten WWI-GWU-Smart-Client werden diese Funktionalitäten plattformunabhängig im Web-Browser bereitgestellt. Darüber hinaus führt die neu entwickelte Software unterschiedliche Datenbanklösungen (Oracle und Access) in der bestehenden WWI-Datenbank zusammen.
Dipl.-Geo-Ökol. Werner Müller, Rebeca Chadalakian-Kurz
Der BRW gehört zu den zehn großen Wasserverbänden in NRW. Zentrale Aufgaben sind die Gewässerunterhaltung, der Ausgleich der Wasserführung und die Abwasserbeseitigung. In seinem 550 km großen, dicht besiedelten Verbandsgebiet betreut er mehr als 950 km Fließgewässer, 22 Kläranlagen und 42 Hochwasserrückhaltebecken.
Informationen
www.brw-haan.de
Lars Emig (lars.emig@brw-haan.de)